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Mediation in Wohngemeinschaften und Kollektiven

Miteinander zu leben, bedeutet viele Berührungspunkte zu haben und somit potentiell an einigen Stellen in einen Konflikt geraten zu können. Dabei gilt in der Regel: Je enger oder auch je beengter das Zusammenleben, desto größer das Konfliktpotential.
Ob im direkten Zusammenleben in Wohngemeinschaften, unter Nachbar*innen oder in Eigentumsgemeinschaften – überall kommt es zu Grenzziehungsfragen.

Konflikte im Zusammenleben sind völlig normal und insofern nicht grundsätzlich schlimm.

Eskalieren Konflikte jedoch im persönlichen Wohn- und Lebensraum, kommt den Beteiligten ihr intimster Rückzugs- und Schutzraum abhanden. Das raubt in kürzester Zeit massiv Kraft und Nerven.

Wie genau verlaufen solche Konflikte und wie kann Mediation in einer solchen täglich nahegehenden Situation Abhilfe bringen?

Von der anfänglichen Euphorie bei der Gründung

Wohngemeinschaften unterliegen einer besonderen Dynamik. Insofern es sich nicht um eine reine „Zweck-WG“ handelt, geht das Zusammenziehen oft mit einer großen Euphorie hinsichtlich der kommenden gemeinsamen Zeit einher.
Sind sich die Zusammenziehenden bis dato noch nicht sehr vertraut, kann bald ein herbe Enttäuschung folgen, wenn entdeckt wird, dass die jeweiligen wohnlichen Vorlieben auseinandergehen.
Welche Art von Ordnung, Sauberkeit, Ruhe, Privatsphäre und Miteinander von den Einzelnen gewünscht wird, kann hochgradig unterschiedlich sein, ohne dass dies den WG-Mitgliedern im Vorfeld des Zusammenziehens bewusst (gewesen) wäre. Im sich einstellenden Alltag bedeutet dies für die WG schnell eine Belastungsprobe.

Intimität in WGs

Nicht nur die genannten Punkte sorgen in Wohngemeinschaften vielfach für „dicke Luft“. Kommen Mitbewohner*innen im Zusammenleben einander näher – was durch das niedrigschwellige Aufeinandertreffen und das gemütliche miteinander Zeitverbringen im geschützten Privatraum leicht geschieht – gehen die Erwartungen mit Blick auf die geteilte Intimität sehr oft auseinander.
Was für die eine Seite mehr den Charakter eines Techtelmechtels oder einer Affäre haben mag, kann sich auf der anderen Seite wie eine Romanze oder beginnende partnerschaftliche Beziehung anfühlen.
Bricht in WGs Streit um organisatorische Sachfragen los, liegen dem in einigen Fällen verletzte Gefühle auf dieser gänzlich anderen Ebene zu Grunde.

Paare in WGs

Genauso kommt es vor, dass das innere Gleichgewicht einer WG von mehr als zwei Personen durch Pärchenbildung ins Wanken kommt. Denn in dem Moment, in dem zwei Mitbewohner*innen beginnen, eine Einheit zu bilden, können die übrigen Mitbewohner*innen das Gefühl bekommen, das berühmte „dritte Rad am Wagen“ zu sein und den geteilten Lebensraum durch das Paar als zu sehr vereinnahmt empfinden.
In anderer Weise werden die Mitbewohner*innen in Mitleidenschaft gezogen, wenn das Pärchen in der Enge des Miteinander-Wohnens Konflikte in raumgreifender Art austrägt. Hat das Paar sich erst im Rahmen der WG kennengelernt, ist dies umso wahrscheinlicher, da es im Laufe einer Paarbeziehung nach der großen Anfangseuphorie zu einer Entzauberung bzw. Normalisierung der Beziehung kommt, die die Partner*innen auf Grund ihrer jeweiligen Projektionen oft als massive (Ent-)Täuschung erleben.

Größere Gemeinschaften und Kollektive im Zusammenleben

Gründen größere Kollektive miteinander eine Wohngemeinschaft oder ein Wohnprojekt, so geht dies in vielen Fällen mit besonders hohen sozio-politischen Idealen und Ansprüchen einher.
Je ausgeprägter die Anschauungen der Beteiligten in diesen Fragen, desto größer die Notwendigkeit, im besten Falle noch vor dem Zusammenzug einen Wertekompass miteinander auszuarbeiten. Ein solcher vereinbarter Kodex kann das Zusammenleben in vielen Feldern regeln – ob mit Blick auf die allgemeine Form des Zusammenlebens eingedenk Privatsphäre bzw. Geteiltem, Ordnung, Sauberkeit, Art und Weise der Ernährung und des sonstigen Konsums, Konsum von Rauschmitteln, Umgang mit Intimität und Sexualität, Fragen der Diversität und von Gender sowie der Verteilung von Rollen.
Freilich lässt sich diese Auflistung noch ergänzen und eine Einigung kann natürlich auch darin bestehen, dass explizit keine Vereinbarungen getroffen und keine Regeln festgelegt werden.
Wurde es vor Beginn des Zusammenlebens verpasst oder bewusst darauf verzichtet, ein gemeinsames Regelwerk für die Wohngemeinschaft zu erarbeiten, kann sich dies später als dringlich herausstellen, wenn im Alltagsmiteinander durch divergierende Anschauungen in diesen Dingen Reibungen auftreten. Je größer die Gemeinschaft der Zusammenlebenden, desto mehr unterschiedliche Vorstellungen mögen aufeinanderprallen.

Wenn sich die Lebensverhältnisse Einzelner verändern

Konfliktpotential mag auch aus sich verändernden Lebensverhältnissen von an der Gemeinschaft Beteiligten erwachsen. Entwickeln sie bspw. das Bedürfnis nach mehr Privatraum für sich und/oder die sich in der Gründung befindliche Familie, kann dies Umbrüche durch das Ausscheiden von Mitbewohner*innen bedeuten.
Dies kann natürlich genauso durch neue ökonomische Verhältnisse oder einen beruflich bedingten Umzug zustande kommen. Die Verbleibenden stellt dies vor die Herausforderung, sich neu zu organisieren, eventuell neue Personen in die Gemeinschaft aufzunehmen oder das gemeinsame (Wohn-)Projekt in für alle Übrigen möglichst verträglicher Weise aufzulösen.

Konflikte in Wohngemeinschaften sind schnell sehr belastend

Die oben beschriebenen Dynamiken zeigen, vor welchen Herausforderungen Wohngemeinschaften stehen. Dabei ist es gleich, ob junge Erwachsene aus dem Elternhaus ausziehend eine WG gründen oder sich Gemeinschaften älterer Erwachsener zusammenschließen – miteinander im Alltag Wohnraum zu teilen, bedeutet immer, den intimen Privatraum abseits des öffentlichen Lebens miteinander zu teilen.
Verliert dieser Raum durch ausufernde Konflikte seine wichtige schützende Funktion für Beteiligte, ist dies auf Grund der oftmals gegebenen Unentrinnbarkeit der Situation für die Betroffenen hochgradig belastend und zehrend. Denn von heute auf morgen lässt sich eine Wohngemeinschaft für gewöhnlich nicht auflösen.

Mediation kann helfen, den Teufelskreislauf einer sich immer weiter verschlimmernden Situation zu durchbrechen und zu einer neuen gemeinsamen Grundlage für das Zusammenleben zu kommen.

Als Euer bzw. Ihr Mediator stehe ich Euch bzw. Ihnen in einer solchen akuten Konfliktsituation zur Seite.

Oder ich unterstütze Euch bzw. Sie noch vor Zusammenzug bei der Ausarbeitung gemeinsamer Normen und Regeln.

Ich selbst habe in mehreren Wohngemeinschaften mit je unterschiedlichen Eigenheiten gelebt und war Mitglied eines rund zwanzigköpfigen Kollektivs, welches in seiner Freizeit eine nicht auf Gewinn ausgerichtete Wohnzimmerbar im Berliner Wedding betrieben hat.

Auch die Gründung und Führung eines gemeinnützigen, eingetragenen Vereins gehört zu meinem Erfahrungsschatz hinsichtlich der aktiven Mitwirkung in einer auf ein gemeinsames Ziel ausgerichteten Gruppe.

Mit Empathie und der Freude am Gemeinsamen unterstütze ich Euer bzw. Ihr Wohn- und Lebensprojekt nach Kräften.

Für ein auf genau Eure bzw. Ihre Situation zugeschnittenes Angebot nehmt/nehmen Sie gerne jederzeit Kontakt zu mir auf.

Bitte nehmen Sie zur Kenntnis

Mediation ist und ersetzt keine Einzel- oder Gruppentherapie. Tiefgreifende seelische Traumata, die Unselbstständigkeit von Menschen verursachen, können in der Mediation nicht angemessen bearbeitet werden. Sollte sich in einer Mediation abzeichnen, dass ein gemeinsames Voranschreiten durch tiefsitzende Beeinträchtigungen einzelner Beteiligter nicht möglich ist, werde ich dies in meiner Verantwortung für das Verfahren ansprechen und passende therapeutische Angebote aufzeigen.